Wie lange lebt eine Ameisenkolonie im Durchschnitt?
Die Lebensdauer
Die Lebensdauer einer Ameisenkolonie variiert erheblich je nach Organisationsstruktur, Anzahl der Königinnen und Umweltbedingungen. Während einige Kolonien nur wenige Jahre bestehen, können andere über Jahrzehnte hinweg existieren. Entscheidend ist dabei primär die Anzahl der Königinnen. Kolonien mit nur einer Königin sind in ihrer Lebensdauer begrenzt, während Staaten mit mehreren Königinnen deutlich länger überdauern können. Im Extremfall können Ameisenkolonien durch kontinuierliche Erneuerung der Königinnen über 70 Jahre bestehen, und in bestimmten Strukturen ist ihre Lebensdauer theoretisch sogar unbegrenzt.
Grundlegende Lebenserwartungen in der Ameisenkolonie
Die Lebensdauer einer Ameisenkolonie wird massgeblich von der Lebensspanne ihrer Mitglieder bestimmt, die je nach Kaste stark variiert. Dieses Gefüge aus unterschiedlichen Lebensdauern bildet die Grundlage für das Verständnis der Gesamtlebensdauer eines Ameisenstaats.
Lebensspanne der verschiedenen Kasten
Die Ameisenkönigin nimmt eine Sonderstellung ein. Mit einer Lebensdauer von bis zu 20 Jahren übertrifft sie die anderen Mitglieder der Kolonie bei weitem. Bei manchen Arten kann die Lebensspanne noch höher liegen – so werden Königinnen der Schwarzen Wegameise (Lasius niger) bis zu 29 Jahre alt, was einen Altersrekord unter sozialen Insekten darstellt.
Königinnen anderer Arten wie der roten Waldameise (Formica rufa) erreichen immerhin bis zu 25 Jahre. Im Gegensatz dazu ist die Lebenserwartung der Arbeiterinnen deutlich kürzer. Sie leben durchschnittlich ein bis drei Jahre, abhängig von Art und Aufgabe, innerhalb der Kolonie.
Bei grösseren Arten können Arbeiterinnen ein bis sechs Jahre alt werden, während kleinere Arten wie die Pharaoameise nur etwa drei Monate leben.
Die kürzeste Lebensdauer haben die männlichen Ameisen. Sie sterben meist kurz nach dem Hochzeitsflug und der Begattung, oft schon nach wenigen Tagen oder sogar Stunden. Ihre einzige Funktion besteht in der Befruchtung der Königinnen, und nach erfüllter Aufgabe verlieren sie ihre biologische Bedeutung für die Kolonie.
Abhängigkeit von der Königsinnenanzahl
Die Lebensdauer einer Ameisenkolonie hängt entscheidend davon ab, wie viele Königinnen in ihr leben. Staaten mit nur einer einzigen Königin sterben mit dem Tod ihrer Monarchin ab.
Nach dem Ableben der Königin laufen die Arbeiterinnen ziellos umher und verenden kurze Zeit später ebenfalls, da keine neue Brut mehr nachkommt.
Deutlich länger überleben Ameisenstaaten mit mehreren Königinnen. In solchen polygynen Kolonien kann es vorkommen, dass ein Ameisenstaat kontinuierlich etwa 70 Jahre alt werden kann. Dies wird möglich durch den regelmässigen Austausch der Königinnen, wobei neue befruchtete Königinnen die verstorbenen ersetzen und so den Fortbestand der Kolonie sichern.
Koloniegründung und Lebenszyklus
Die Art der Koloniegründung hat wesentlichen Einfluss auf die potenzielle Lebensdauer eines Ameisenstaats. Es existieren verschiedene Strategien, die unterschiedliche Auswirkungen auf die langfristige Überlebensfähigkeit haben.
Unabhängige Koloniegründung
Bei der unabhängigen Koloniegründung sucht sich eine befruchtete Königin einen geeigneten Platz für ihr Nest und legt dort ihre Eier in einer sogenannten Gründungskammer ab.
Die ersten Arbeiterinnen werden vollständig von der Königin versorgt, die in dieser Zeit keine Nahrung zu sich nimmt und ihre Nachkommen mit Sekreten aus ihren Kopfdrüsen füttern. Dieser Prozess kann mehrere Monate bis zu einem Jahr dauern.
In solchen Kolonien ist die Lebensdauer des Staates direkt an die Lebensdauer der Königin gekoppelt, da mit ihrem Tod keine Eiablage mehr stattfindet und somit keine neuen Arbeiterinnen nachrücken können. Die Kolonie stirbt folglich nach 10–30 Jahren ab, je nach Lebenserwartung der jeweiligen Ameisenart.
Zweignestbildung und Superkolonien
Eine alternative Strategie ist die Zweignestbildung. Hierbei kehrt eine befruchtete Königin in das Nest ihrer eigenen Art zurück, wo bereits mehrere Königinnen leben. Durch diese Methode kann das Nest rasant wachsen.
Wenn die Kolonie eine bestimmte Grösse erreicht hat, wandert ein Teil des Ameisenvolkes mit einer Königin ab und bildet nur einige Meter entfernt eine neue Kolonie, die mit der bestehenden verbunden bleibt. Diese Strategie führt zur Bildung von Superkolonien – mehrere miteinander verbundene Nester, die einen einzigen grossen Staat bilden.
Der entscheidende Vorteil dieser Lebensweise besteht darin, dass der Ameisenstaat selbst beim Tod einer Königin nicht zerfällt, solange der Staat regelmässig befruchtete Königinnen aufnimmt. Unter diesen Bedingungen ist die Lebensdauer des Staates potenziell unbegrenzt.
Sozial parasitäre Koloniegründung
Eine besondere Form der Koloniegründung ist der Sozialparasitismus. Dabei nutzt eine befruchtete Ameisenkönigin zur Gründung ihres Staates eine bereits bestehende Kolonie einer verwandten Art.
Durch Pheromone und andere Taktiken vermeidet sie, als Eindringling identifiziert zu werden. Sie tötet die ansässige Königin und nimmt ihren Platz ein, wobei die Arbeiterinnen der bestehenden Kolonie unwissentlich die Eier der neuen Königin aufziehen.
Bei dieser Strategie hängt die Lebensdauer der Kolonie ebenfalls von der Anzahl der Königinnen ab – entweder von der Lebensdauer der einzelnen parasitierenden Königin oder von der kontinuierlichen Erneuerung durch neue Königinnen.
Einflussfaktoren auf die Lebensdauer
Neben der Koloniestruktur und der Anzahl der Königinnen beeinflussen zahlreiche weitere Faktoren die Lebensdauer einer Ameisenkolonie. Umweltbedingungen und Ressourcen.
Die Witterungsbedingungen, Nahrungsverfügbarkeit, Anwesenheit von Fressfeinden und das Konkurrenzverhalten bestimmen massstäblich über die Koloniestärke und damit indirekt über die Lebensdauer.
Als wechselwarme Tiere sind Ameisen stark von klimatischen Bedingungen abhängig – extreme Hitze, Kälte oder Trockenheit können die Lebenserwartung deutlich senken.
Die Verfügbarkeit und Qualität der Nahrung beeinflussen direkt die Lebensdauer der Kolonie. Ein konstantes und ausreichendes Nahrungsangebot, beispielsweise durch Symbiosen mit Blattläusen, kann die Überlebensrate erhöhen.
Genetische Vielfalt und Arbeitsteilung
Interessanterweise zeigen Studien, dass Ameisenkolonien erfolgreicher sind und mehr Nachwuchs grossziehen können, wenn sich die Arbeiterinnen in ihrem Verhalten stark voneinander unterscheiden.
Eine Studie der Universität Mainz konnte nachweisen, dass eine zusammengesetzte Ameisenkolonie mit Arbeiterinnen aus verschiedenen Kolonien mehr Larven grossziehen konnte als eine Kolonie, in der alle Arbeiterinnen von derselben Königin abstammen. Diese Effizienzsteigerung wird auf eine bessere Arbeitsteilung zurückgeführt: «Einige Arbeiterinnen kümmern sich besser um die Versorgung der Larven, die gefüttert, gepflegt und gewendet werden müssen.» «Andere Arbeiterinnen eignen sich besser für die Futtersuche».
Offenbar ist die Diversität in einer Kolonie für die Arbeitsteilung von Vorteil.
Schlussfolgerung
Die Lebensdauer einer Ameisenkolonie ist kein festgelegter Wert, sondern das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels verschiedener biologischer, sozialer und umweltbedingter Faktoren.
Von entscheidender Bedeutung ist die Anzahl der Königinnen: während monogyne Kolonien (mit nur einer Königin) eine begrenzte Lebensdauer von 10 bis 30 Jahren aufweisen, können polygyne Kolonien (mit mehreren Königinnen) bis zu 70 Jahre oder theoretisch sogar unbegrenzt existieren.
Die Forschung zu Ameisenkolonien bietet faszinierende Einblicke in die Dynamik sozialer Insektenstaaten und deren Anpassungsfähigkeit.

Ihr Rolf Kathriner – Ameisenhaltung Schweiz
Es besteht die Möglichkeit, bei mir eine Ameisenkolonie für Ihren Kindergarten oder Ihre Schule zu mieten oder zu leihen. Es ist meine Freue, dir und deinen Kindern in deinem Kindergarten und im Klassenzimmer, mit meinen Anschauungsmaterialien, Beobachtungsstationen und -nestern, die Ameisenkolonie zu erkunden. Freude und viel Spass zu bereiten und die Neugier und den Gestaltungsdrang der Kinder und Lehrpersonen zu fördern und zu unterstützen.